07.06.2020 – Trinitatis
Predigt: Diakon Manfred Dietrich
Predigttext: Jesaja 6, 1-13
Predigt: Diakon Manfred Dietrich
Predigttext: Jesaja 6, 1-13
Waren Sie schon einmal in Rom und haben neben den vielen Sehenswürdigkeiten auch die Gedenkstätten der ersten Christen besucht? Ich muss zugeben, mich zieht es gedanklich immer wieder in diese Weltstadt, allerdings war ich selbst noch nicht dort. Aber spätestens seit meinem Lateinunterricht in der Schule ist die Sehnsucht da, das alles auch einmal mit eigenen Augen zu sehen.
Besonders gern würde ich einmal das Pantheon in Rom besuchen. Denn es ist ein ganz besonderes Gebäude. Es wurde im zweiten Jahrhundert fertiggestellt und war vermutlich zunächst ein Tempel, der allen Göttern geweiht war. Auf der kreisrunden Grundfläche erheben sich Mauern aus Mamor und Granit, darüber wölbt sich hoch eine Kuppel, in deren Mitte eine Öffnung von neun Metern Durchmesser ist.
Im Jahr 609 wurde dieser Tempel dann in eine christliche Kirche umgewandelt, die den Namen Santa Maria ad Martyres erhielt. Aufgrund seiner Form wurde der Bau im Volksmund zu „La Rotunda“.
Licht fällt von oben in diese Rotunde, die hellen Wände fangen es auf und reflektieren es.
Dieses Licht von oben erinnert mich stark an das Ereignis 50 Tage nach Ostern, das die Jünger von Jesus erlebten. In der Apostelgeschichte in Kapitel 2 wird uns davon berichtet:
1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.
Apostelgeschichte 2
Auf die Freunde von Jesus fällt etwas von oben herab. Nicht nur Licht, sondern Zungen in Form von Feuer. Da flammt etwas auf, setzt die Menschen in Brand und lässt sie spüren, wie Gottes Geist wirkt. Dieser Heilige Geist ist mächtig wie ein Brausen, ja wie ein wirkmächtiger Sturm, ein Rückenwind…
Diesen Geist Gottes hatte Jesus seinen Freunden vor seinem Fortgehen in Aussicht gestellt und nun ist er da!
Für uns ist dieser Geist Gottes manchmal schwer zu (er-)fassen. „Mit dem Heiligen Geist habe ich so meine Probleme“, sagte mir vor kurzem eine Frau. Das geht vielleicht nicht nur ihr so. Vater und Sohn – das verstehen wir noch, aber den Heiligen Geist?
Er lässt sich nicht so einfach beschreiben, er hat keine Lebensgeschichte, so wie Jesus und auch kein Bild in unseren Köpfen, so wie Gott der Vater/die Mutter oder Gott als Schöpfer.
Der Geist ist unbegreiflich, er weht wo er will und er lässt sich nicht festlegen. Er bleibt ein unverfügbares Geschenk von oben herab.
Vielleicht bemühen sich deshalb Christen seit jeher diesem Geist Gottes doch ein Aussehen zu geben.
Im Pantheon in Rom gibt es diesen Versuch jedes Jahr an Pfingsten. Es ist wie ein kleines Wunder, seit tausend Jahren schon.
Jedes Jahr am Pfingstfest, just in dem Moment, in dem der Hymnus „Veni creator spiritus“ (Komm, Schöpfer Geist) erklingt, geschieht es: Durch das kreisrunde Loch in der Kuppel der Kirche segeln abertausende rote Blütenblätter auf die Menschen herab.
Es ist ein inszeniertes Wunder. Feuerwehrleute machen es möglich. Aus 43 Metern Höhe werfen sie die Blätter durch das Himmelsauge. Auch, wenn man weiß, wie dieses Wunder geschieht: Weniger beeindruckend ist es darum bestimmt nicht.
Abertausende, vielleicht Millionen von Blütenblättern, samtig und duftend regnen herab. Ein schönes Bild für den Geist Gottes. Kraftvoll und zärtlich ist er, warm und lebendig, und manchmal lodernd und voller Leidenschaft.
In vielen Gestalten kommt er, immer aber ergreifend, und er macht Menschen wie dich und mich zu Gesegneten und Gesandten.
Und noch etwas zeigt diese besondere Kirche, die nach oben hin offen ist. Denn es sind ja nicht immer Blütenblätter, die von oben herabkommen. Oft genug sind es Regentropfen oder auch Schnee. Ja, sogar Hagel hämmert auf den steinernen Boden der Rotunde.
Das zeigt doch, wer sich öffnet für den Geist Gottes, der riskiert auch, dass andere eintreten werden als nur immer die gern gesehenen Gäste. Auch das Unliebsame und das Unerwünschte im Leben kann hereinkommen.
Und vielleicht können wir diese Kuppel als Vorbild nehmen. Offen zu sein für die Menschen um uns herum, trotz Abstandsregelungen und verbunden zu bleiben im Gebet, trotz ausfallender Veranstaltungen und dankbar zu sein, in dieser Zeit, selbst unter strengen hygienischen Maßnahmen, Gottesdienst auf unserem Dorf feiern zu dürfen! Wir öffnen unsere Kuppel sinnbildlich, unsere Türen und unsere Herzen, machen sie durchlässig für Gesänge und Gebete. Eines könnte so klingen:
Ja, komm, Heiliger Geist. Lass uns nicht ganz dicht sein. Lass uns nach oben offen bleiben. Für die Zeichen der Liebe, die aus dem Himmel zur Erde zu segeln scheinen. Blütenblätter, duftend und zart, Sonnenstrahlen, warm und hell, Worte, angeflogen im richtigen Augenblick.
Lass uns empfänglich bleiben für die große Kuppel über unseren Köpfen: für den Himmel, den Jesus Christus uns geöffnet hat, der sich über uns wölbt, der ein Auge auf uns hat und uns segnet und sendet.
Herzlich grüße ich Sie, auch im Namen des Kirchenvorstandes von Friedrichsgrün,
Ihre Pfarrerin Rowena Jugl
Predigt: Michael Kaufmann
Predigttext: Offenbarung 3, 1-6
Liebe Gemeindeglieder,
die Wege, die wir derzeit gehen, sind andere als sonst. Bei manchen fehlt der übliche Weg zu den Eltern, der altbekannte Weg ins Büro oder in die Schule, der Weg durch das Dorf wird mit Abstand zueinander genossen und die Wege zum Einkaufen sehen schon anders aus mit Mundschutz und Handschuhen. Manche Wege in den letzten Wochen stimmten mich persönlich traurig. Zugleich merke ich auch immer wieder, wie sich mitten in meinem Alltag eine Hoffnung Bahn bricht, die ich schwer mit Worten ausdrücken kann.
Und ich weiß mich in guter Gesellschaft, wenn ich an die Bibel, an die Jüngerinnen und Jünger denke, die nach Jesu Tod überhaupt nicht wussten, wie es jetzt weitergeht.
Wer kennt das nicht, solche dunklen Stunden im Leben, wenn man kein Licht am Ende des Tunnels mehr sehen kann?
Die Jünger waren traurig, denn Jesus war tot. Mutlos waren sie auf ihrem Weg. Zwei von ihnen, so erzählt es die Bibel, waren auf dem Weg in einen Ort namens Emmaus, zwölf Kilometer von Jerusalm entfernt. Dieser Osterspaziergang begann alles andere als fröhlich. Es war ein Trauerweg, auf dem sie sich an vergangene Zeiten erinnerten. Vielleicht geht es Ihnen heute ähnlich. Sie denken an Menschen, die Sie gerade nicht persönlich in die Arme schließen dürfen, spüren die Sehnsucht. Vielleicht, haben Sie auch bereits einen geliebten Menschen verloren.
So, wie die beiden Jünger, die ich gerne mit Ihnen auf ihrem Osterspaziergang begleiten möchte. Sie waren verzweifelt, weil Jesus ans Kreuz genagelt worden war und gestorben ist. Gebannt waren sie von ihren traurigen Gedanken. „Wozu das alles noch“, „Ich kann nicht mehr“ – wer kennt sie nicht, diese Worte und Gedanken? Ein Streit in der Beziehung oder in der Familie, das Jonglieren zwischen Kinderbetreuung und Homeoffice, geringe Wertschätzung für all die Arbeit die andere nicht gleich oder gar nicht sehen. Diesen Weg nach Emmaus kennen wir gut. Oft sind unsere Wege verdunkelt und unsere Gedanken traurig.
Da mitten hinein tritt Jesus und begegnet den beiden Jüngern:
15 Als sie so miteinander sprachen und alles hin und her überlegten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.
(Lukas 22,15-31 Gute Nachricht)
16 Aber sie erkannten ihn nicht; sie waren wie mit Blindheit geschlagen.
17 Jesus fragte sie: „Worüber redet ihr denn so erregt unterwegs?“ Da blieben sie stehen und blickten ganz traurig drein, 18 und der eine – er hieß Kleopas – sagte: „Du bist wohl der Einzige in Jerusalem, der nicht weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?“
19 „Was denn?“, fragte Jesus. „Das mit Jesus von Nazaret“, sagten sie. „Er war ein Prophet; in Worten und Taten hat er vor Gott und dem ganzen Volk seine Macht erwiesen.
20 Unsere führenden Priester und die anderen Ratsmitglieder haben ihn zum Tod verurteilt und ihn ans Kreuz nageln lassen.
21 Und wir hatten doch gehofft, er sei der erwartete Retter, der Israel befreien soll! Aber zu alledem ist heute auch schon der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist!
22 Und dann haben uns auch noch einige Frauen, die zu uns gehören, in Schrecken versetzt. Sie waren heute früh zu seinem Grab gegangen 23 und fanden seinen Leichnam nicht mehr dort. Sie kamen zurück und erzählten, sie hätten Engel gesehen, die hätten ihnen gesagt, dass er lebt.
24 Einige von uns sind gleich zum Grab gelaufen und haben alles so gefunden, wie es die Frauen erzählten. Nur ihn selbst sahen sie nicht.“
25 Da sagte Jesus zu ihnen: „Was seid ihr doch schwer von Begriff! Warum rafft ihr euch nicht endlich auf zu glauben, was die Propheten gesagt haben?
26 Musste der versprochene Retter nicht dies alles erleiden und auf diesem Weg zu seiner Herrschaft gelangen?“
27 Und Jesus erklärte ihnen die Worte, die sich auf ihn bezogen, von den Büchern Moses und der Propheten angefangen durch die ganzen Heiligen Schriften.
28 Inzwischen waren sie in die Nähe von Emmaus gekommen. Jesus tat so, als wollte er weitergehen.
29 Aber sie ließen es nicht zu und sagten: „Bleib doch bei uns! Es geht schon auf den Abend zu, gleich wird es dunkel!“ Da folgte er ihrer Einladung und blieb bei ihnen.
30 Als er dann mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, sprach das Segensgebet darüber, brach es in Stücke und gab es ihnen.
31 Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn. Aber im selben Augenblick verschwand er vor ihnen.
Jesus geht also eine Zeit lang mit den Jüngern mit und sie erkennen ihn gar nicht. Ich denke, so wie die Jünger, erkennen auch wir es manchmal gar nicht, dass Jesus bei uns ist. Wir haben keine Augen und keine Ohren für ihn. Und oft genug dauert es auch bei uns, bis das vom Ohr in den Kopf geht und dann vom Kopf ins Herz, dann in die Hände und Füße. Das dauert seine Zeit.
Bei den Emmaus-Jüngern dauerte es bis zum Abend. Sie spürten, dass in ihrem Herzen etwas zu brennen anfing. Sie konnten nicht genug davon hören, was der Fremde, in dem sie Jesus noch nicht erkannt hatten, ihnen erzählte.
Dann machten sie etwas ganz Wichtiges. Sie sagten: „Bleib doch bei uns!“ So kann ein Gebet beginnen. Sie wollten, dass er bleibt. „Herr, bleibe bei uns!“ So können auch wir beten. Herr, lass uns nicht alleine – wenn es dunkel wird in uns. In dieser Zeit der Krise. Lass uns nicht allein, wenn das Leben uns Fragen aufwirft. Lass uns nicht allein, wenn wir jemanden an unserer Seite brauchen und das so nicht möglich sein darf, wie sonst üblich.
Beten ist Reden mit Gott. Wir dürfen ihm sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Er hat versprochen, dass er unsere Bitten erhört. „Bittet, so wird euch gegeben“, sagt Jesus.
Und dann geht Jesus auf ihre Bitte ein. Er bleibt noch eine Weile. Er nimmt ihre Einladung an und kommt mit in ihr Haus.
Jesus will zu jedem kommen, der ihn darum bittet.
Vielleicht gehören Sie, wie auch ich, zu denen, die als Kinder vor dem Schlafengehen immer gebetet haben: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“ Wir konnten als Kinder nur ahnen, wer Jesus ist. Aber er hat unser Gebet bereits gehört und eines Tages haben wir dann verstanden, was wir damals als Kinder gebetet haben. Und dann wurde es uns irgendwann bewusst. Möglicherweise wird uns das auch erst bewusst, wenn wir uns auf einem Weg befinden, den wir uns nicht selbst führen können oder wenn wir Zeit und Raum haben, Jesus wahrzunehmen. Uns wird bewusst – so wie den beiden Jüngern auf ihrem Weg – dass es Jesus selbst ist, der uns die ganze Zeit über schon begleitet und der uns gehört hat. Auch den beiden Männern auf dem Weg nach Emmaus fällt es plötzlich wie Schuppen von den Augen: Jesus lebt, er ist von den Toten auferstanden.
Ihre Traurigkeit ist wie weggeblasen. Sie freuen sich, denn nun wissen sie: Jesus ist nicht tot, er lebt. Das müssen sie unbedingt den anderen sagen. Sie laufen noch mitten in der Nacht wieder zurück nach Jerusalem. Draußen ist es noch dunkel, aber in ihren Herzen ist es ganz hell geworden. Aus dem Osterspaziergang wurde ein Osterlauf. Diese Botschaft dürfen auch Sie mitnehmen, für sich selbst in ihrem ganz individellen Alltag mit den ganzen Herausforderungen, die jetzt gerade auf Sie einprasseln. Sie dürfen daraus Kraft schöpfen, neue Schritte zu wagen und frohen Schrittes auf dem Weg des Glaubens zu gehen, wohl wissend, dass Jesus mit Ihnen geht, auch durch scheinbar ausweglose Situationen.
Wir dürfen uns freuen – trotz äußerlicher Einschränkungen – denn Jesus lebt und er geht mit.
So können wir mit ihm nach vorne sehen auf den Weg, der vor uns liegt.
Gerne möchte ich Ihnen mit diesem Brief auch mitteilen, wie der Weg für unsere Gemeinde in den kommenden beiden Wochen aussehen wird.
An den beiden folgenden Sonntagen, den 26. April und den 3. Mai werden wir in Friedrichsgrün von 10:30 – 11:30 Uhr OFFENE KIRCHE anbieten. Ich selbst werde vor Ort sein. Allerdings müssen wir darauf achten, dass nicht mehr als 15 Personen den Kirchenraum gleichzeitig betreten. Der Mindestabstand von 1,5 m nach allen Seiten muss eingehalten werden. Bitte bringen Sie Ihren eigenen Mund-Nase-Schutz mit. Evtl. wird es mehere kleinere Andachten hintereinander geben.
Wie es nach dem 3. Mai 2020 mit dem Gemeindeleben weitergeht, erfahren Sie, sobald wir vom Bund, vom Freiststaat Sachsen und auch aus dem Landeskirchenamt in Dresden wissen, wie wir in den Gemeinden vor Ort vorgehen dürfen und was erlaubt sein wird. Bis dahin finden weiterhin die Kreise der Gemeinde nicht statt. Einen aktuellen Gemeindebrief erhalten Sie, wenn wir die Gottesdienste und andere Veranstaltungen wieder mit relativer Sicherheit planen können.
Diesen Brief und die darin enthaltene Andacht, sowie die Informationen dürfen Sie selbstverständlich gern weitergeben.
Herzliche Grüße ich Sie und wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit!
Ihre Pfarrerin Rowena Jugl
Vergesst nicht… WÄHLE DAS LEBEN
5. Mose 30
Ich hab‘ nicht schlecht gestaunt, wer gestern auf RTL sein Comeback feierte. Nach neun Jahren Sendepause saß da auf einmal die „Supernanny“ Katia Saalfrank in einer Corona-Sondersendung, um überforderten Aushilfslehrer-Dauerbespaßer-Eltern Erziehungstipps zu geben. Die Not scheint groß zu sein im Lande.
Was wird wohl Musiker, Schauspieler oder auch Politiker dazu bringen, nach vielen Jahren noch einmal in der Öffentlichkeit durchzustarten?! Beispiele für Comebacks gibt es ja zur Genüge. Ob es einfach das Geld ist, das sie zurück lockt? Oder der Ruhm? Oder sind es gar die Fans, die sich mit dem Abschied ihrer Idole nie abfinden konnten?
Es gibt da einen, der sich mit dem Abschied von Menschen aus seiner Gegenwart auch nur ganz schwer abfinden kann – Gott. Beim Lesen des heutigen Bibeltextes war ich zu Beginn etwas verwirrt. Hatte ich was verpasst?! In all den bisherigen Texten hatte Gott sein Volk – teils mit sehr ernsten und ermahnenden Worten, teils mit werbender Herzlichkeit – auf das Leben im Lande Kanaan eingeschworen. Er gab ihnen gute Regeln an die Hand, ermahnte sie, ihn nicht zu vergessen und sich immer wieder neu für den Segen zu entscheiden, dankbar zu leben und freudig zu teilen. Und mit einem Mal spricht Gott davon, was geschieht, wenn das Volk sich später mal bekehren wird (siehe 5. Mo 30, 2-6). Sie sollten sich doch gleich entscheiden! Und sie hatten sich doch auch entschieden – auf dem Landtag zu Sichem sprach das Volk gleich mehrmals: „Wir wollen dem HERRN unserm Gott dienen und seiner Stimme gehorchen“ (Josua 24). Und trotzdem spricht Gott von Bekehrung und davon, dass er sein Volk zurück bringen will in das Land, dass er ihren Vätern verheißen hat…
Immer wieder fasziniert es mich, wie gut Gott uns Menschen kennt. ER kennt unser Herz und weiß, das auch unsere besten Versprechen nicht immer ewig halten. Auch unser „Ja“ zu ihm. Wie oft habe ich mich in meinem Leben schon von Gott wegziehen lassen – sei es durch fragwürdige Freunde, eigene Pläne, Situationen, in denen ich Gott echt nicht verstand oder einfach der Alltag, der mich fest in seinen Klauen hielt. Und wie viele junge Menschen haben irgendwann mal ihren Weg mit Gott in der Konfirmation bekannt und sind dann im Laufe der Jahre irgendwie falsch abgebogen?!
Genau uns allen gilt heute Gottes eindrückliches Werben: „KOMM DOCH ZURÜCK! FANG EINFACH WIEDER NEU MIT MIR AN!“ Die Bibel ist von vorn bis hinten eigentlich nichts anderes als der Liebesbrief eines verzweifelten Gottes, der sich nichts sehnlicher wünscht, als unser Comeback.
„Supernannys“ Comeback war gestern. Wie stehts mit unsrem Comeback bei Gott? Wäre nicht heute dafür genau der richtige Tag?!
„Denn der HERR wird sich wieder über dich freuen, dir zugut, wie er sich über deine Väter gefreut hat, weil du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchst und hältst seine Gebote und Rechte, die geschrieben stehen im Buch dieses Gesetzes, wenn du dich bekehrst zu dem HERRN, deinem Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele“
(5. Mo 30, 9f).
von Tabea
Vergesst nicht… MITMENSCHLICHKEIT
5. Mose 10, 17-19; 15, 1-15
Ich weiß nicht, wie viele Bücher ich im Laufe meines Lebens schon verborgt habe. Dass ich einen Großteil davon allerdings nie wieder zu Gesicht bekam, wird mir immer wieder neu bewusst, wenn ich nach einem bestimmten Buch in meinem Regal suche und dabei ins Leere greife. Dann überkommt mich regelmäßig Ärger – auf Denjenigen, der sich einfach Bücher leiht und nicht zurückbringt und auch auf mich, der ich das schon so oft erlebt habe und immer noch nicht aufschreibe, wem ich was gebe. In solchen Momenten versuche ich mich damit zu trösten, dass das verschwundene Buch sicher an anderer Stelle gute Dienste leistet – meistens sind es nämlich pädagogische oder theologische Sach- und Fachbücher, die von meinem Regal in die weite Welt ziehen. Und wenn ich ehrlich bin, scheine ich sie auch in jedem einzelnen Fall schon lang nicht mehr gebraucht zu haben – sonst wüsste ich ja noch, wem ich sie entliehen habe.
Natürlich ist die spannende Frage: Was hat das alles mit Mitmenschlichkeit und dem Bibeltext von heute zu tun?! Im 5. Mose 15, 1-12 geht es um das Erlassjahr. Alle sieben Jahre sollte das Volk Israel seine Felder unbestellt lassen und allein von dem leben, was der HERR auf den Feldern wachsen ließ. Zu Neudeutsch: Shutdown. Aber was Gott hier anordnet, ist viel mehr als eine Unterbrechung des Wirtschaftslebens. Sein geplanter Shutdown sollte viel weiter reichen – hinein in den zwischenmenschlichen Bereich. Er sollte denjenigen Menschen, die unter finanzieller Not litten, neuen Lebensraum bieten. Eine Hoffnung auf Neubeginn – und das nicht nur im Erlassjahr. Wenn ich mir das vorstelle: aller sieben Jahre ein großer Schuldenschnitt. Wahnsinn. Da wüsste ich aber genau, wann ich einen Kredit für mein Eigenheim aufnehmen würde… Allerdings merkt der genaue Bibelleser sehr schnell, dass das so nicht gemeint ist. Um wen es hier geht, sind nicht die Häuslebauer, sondern die ernsthaft in Not Geratenen. Diejenigen, denen das Wasser bis zum Halse steht, die aus eigenen Kräften sich wirtschaftlich nicht erholen können. Was für eine geniale Idee Gottes: All denen wird in Aussicht gestellt, dass ihre Not ein Ende finden wird, dass ihre Schulden getilgt werden – auch wenn sie selbst dazu nicht in der Lage sind. Die Armen werden mit Sicherheit die Idee des Erlassjahres bejubelt haben. Und die Anderen?! Die Warnung Gottes aus Vers 9 lässt vermuten, dass unter den Verleihern die Idee des Erlassjahres nicht ganz so gut ankam.
Aber vielleicht hat Gott sich die Sache mit der Erlassjahr ja gar nicht zu allererst für die Armen ausgedacht, sondern für die, die etwas zu geben haben? Kann ich meinem Nächsten von dem, was ich nicht wirklich zum Leben brauche, abgeben oder hängt mein Herz doch ganz schön an meinem Besitz? Will ich Gott vertrauen, dass er mich dafür segnen wird und mir nichts von dem jemals fehlen wird, was ich aus Dankbarkeit für Gottes Güte in meinem Leben mit anderen geteilt habe?
Nochmal zu meinen Büchern: Manchmal hätte ich in dem einen oder anderen doch gern noch mal was nachgelesen… Aber so richtig gefehlt hat mir noch keines. Im Gegenteil – oft bekomme ich von Anderen auch etwas geliehen, das mir weiterhilft. (Hallo? Vermisst einer ein Buch, das er mir mal geborgt hat? Dann meldet euch!!!) Manchmal bekomme ich sogar tolle Bücher einfach so geschenkt und manchmal kaufe ich neue Bücher, an denen ich nicht vorbei gehen kann. Jedenfalls ist mein Regal noch immer (oder immer wieder?) prall gefüllt. Ich habe keinen Mangel.
„Sondern du sollst ihm geben, und dein Herz soll sich`s nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn dafür wird dich der HERR, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst“ (5. Mose 15, 10).
P.S.: In den Asterix-Büchern ist Verleihnix der Sohn des Verliernix. Aber bei Gott verliert, wer nix verleiht.
von Tabea
Vergesst nicht … DANKBARKEIT
5. Mose 8
Schon komisch: Jahrelang trichtern wir unseren Kindern ein, dass man immer schön „Danke“ sagt und trotzdem scheint Gott davon auszugehen, dass selbst die Erwachsenen das Danke-Sagen gern mal vergessen. „Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat“ (5. Mo 8, 10). Also zu gut deutsch: „Vergiss nicht: Wie sagt man da?“
Der heutige Bibeltext schildert in den schönsten Farben die Zukunft, auf die das Volk Israel zusteuert. Ein grünes, fruchtbares Land, ein Leben in festen, sicheren Häusern und vitaminreiche, wohlschmeckende Nahrung. Was für ein Gegensatz zu den vierzig Jahren Wüste, Zelt und Manna! Und da muss man die Israeliten daran erinnern, für all diese versprochenen Wohltaten dankbar zu sein?! Es ist wohl einfach so, dass der Schöpfer seine Geschöpfe nur zu gut kennt… Wie schnell gewöhnen wir uns an das Gute und nehmen es als selbstverständlich hin.
Doch nichts ist selbstverständlich. Nichts führt uns das deutlicher vor Augen als die derzeitige Situation. Mit einem Mal ist alles anders. Wir fürchten um unsre Gesundheit und blicken einer ungewissen Zukunft entgegen. Aber das Verrückte ist: DIE KLAGEN VERSTUMMEN. (Na ja, bis auf diejenigen über das fehlende Toilettenpapier vielleicht…) Was haben wir vor wenigen Wochen noch alles geklagt – über die Politik, das Gesundheitssystem, den Chef, die Kinder, den Partner, das Wetter oder das liebe Geld. Und wie oft hab` ich munter mitgeschimpft. Heute würde ich viel dafür geben, einfach so weiterleben zu können wie vor wenigen Wochen – selbstverständlich auch mit all den Sachen, die mich damals aufgeregt haben. Aus heutiger Sicht waren sie nämlich vielfach gar nicht so schlimm. Leider wird einem das eben erst wieder neu bewusst, wenn die Zeiten sich ändern.
„Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen“ (5. Mo 8, 17). „Das steht mir doch zu“ oder „Das hab` ich mir verdient“ sind Sätze, die ich in den letzten Jahren oft gehört habe. Doch unruhige Zeiten führen uns eindrücklich vor Augen, dass wir eben NICHTS in der eigenen Hand haben. Wir können noch so fleißig, geschickt, klug oder erfolgreich sein – dies alles ist nicht unser Verdienst. Gott allein ist der Geber aller Gaben. Das Gute in unsrem Leben ist sein Geschenk. Und bei Geschenken gilt: „Wie sagt man da?“ Vielleicht helfen uns die kommenden Wochen ja, die reichlichen Geschenke Gottes in unsrem Leben ganz neu zu entdecken und dankbar zu werden.
Das Volk Israel sollte übrigens nicht nur dankbar über die guten Zeiten im Land Kanaan sein. Sehr deutlich gibt Gott ihnen mit auf den Weg, ja die Zeiten der Wüstenwanderung nicht zu vergessen. Die schweren, entbehrungsreichen und angstvollen Tage sind es nämlich, in denen wir Gottes Fürsorge auf ganz besondere Weise spüren dürfen. Gott nimmt uns nicht jede Last – aber er hilft tragen. Er selbst ging damals voran durch die Wüste. Und er wird auch heute mit uns durch die Tage gehen, die vor uns liegen. DANKE, Herr!!!
von Tabea