Gedanken zur Bibelwoche #5

Vergesst nicht… MITMENSCHLICHKEIT

5. Mose 10, 17-19; 15, 1-15

Verleihnix

Ich weiß nicht, wie viele Bücher ich im Laufe meines Lebens schon verborgt habe. Dass ich einen Großteil davon allerdings nie wieder zu Gesicht bekam, wird mir immer wieder neu bewusst, wenn ich nach einem bestimmten Buch in meinem Regal suche und dabei ins Leere greife. Dann überkommt mich regelmäßig Ärger – auf Denjenigen, der sich einfach Bücher leiht und nicht zurückbringt und auch auf mich, der ich das schon so oft erlebt habe und immer noch nicht aufschreibe, wem ich was gebe. In solchen Momenten versuche ich mich damit zu trösten, dass das verschwundene Buch sicher an anderer Stelle gute Dienste leistet – meistens sind es nämlich pädagogische oder theologische Sach- und Fachbücher, die von meinem Regal in die weite Welt ziehen. Und wenn ich ehrlich bin, scheine ich sie auch in jedem einzelnen Fall schon lang nicht mehr gebraucht zu haben – sonst wüsste ich ja noch, wem ich sie entliehen habe. 

Natürlich ist die spannende Frage: Was hat das alles mit Mitmenschlichkeit und dem Bibeltext von heute zu tun?! Im 5. Mose 15, 1-12 geht es um das Erlassjahr. Alle sieben Jahre sollte das Volk Israel seine Felder unbestellt lassen und allein von dem leben, was der HERR auf den Feldern wachsen ließ. Zu Neudeutsch: Shutdown. Aber was Gott hier anordnet, ist viel mehr als eine Unterbrechung des Wirtschaftslebens. Sein geplanter Shutdown sollte viel weiter reichen – hinein in den zwischenmenschlichen Bereich. Er sollte denjenigen Menschen, die unter finanzieller Not litten, neuen Lebensraum bieten. Eine Hoffnung auf Neubeginn – und das nicht nur im Erlassjahr. Wenn ich mir das vorstelle: aller sieben Jahre ein großer Schuldenschnitt. Wahnsinn. Da wüsste ich aber genau, wann ich einen Kredit für mein Eigenheim aufnehmen würde… Allerdings merkt der genaue Bibelleser sehr schnell, dass das so nicht gemeint ist. Um wen es hier geht, sind nicht die Häuslebauer, sondern die ernsthaft in Not Geratenen. Diejenigen, denen das Wasser bis zum Halse steht, die aus eigenen Kräften sich wirtschaftlich nicht erholen können. Was für eine geniale Idee Gottes: All denen wird in Aussicht gestellt, dass ihre Not ein Ende finden wird, dass ihre Schulden getilgt werden – auch wenn sie selbst dazu nicht in der Lage sind. Die Armen werden mit Sicherheit die Idee des Erlassjahres bejubelt haben. Und die Anderen?! Die Warnung Gottes aus Vers 9 lässt vermuten, dass unter den Verleihern die Idee des Erlassjahres nicht ganz so gut ankam.

Aber vielleicht hat Gott sich die Sache mit der Erlassjahr ja gar nicht zu allererst für die Armen ausgedacht, sondern für die, die etwas zu geben haben? Kann ich meinem Nächsten von dem, was ich nicht wirklich zum Leben brauche, abgeben oder hängt mein Herz doch ganz schön an meinem Besitz? Will ich Gott vertrauen, dass er mich dafür segnen wird und mir nichts von dem jemals fehlen wird, was ich aus Dankbarkeit für Gottes Güte in meinem Leben mit anderen geteilt habe?

Nochmal zu meinen Büchern: Manchmal hätte ich in dem einen oder anderen doch gern noch mal was nachgelesen… Aber so richtig gefehlt hat mir noch keines. Im Gegenteil – oft bekomme ich von Anderen auch etwas geliehen, das mir weiterhilft. (Hallo? Vermisst einer ein Buch, das er mir mal geborgt hat? Dann meldet euch!!!) Manchmal bekomme ich sogar tolle Bücher einfach so geschenkt und manchmal kaufe ich neue Bücher, an denen ich nicht vorbei gehen kann. Jedenfalls ist mein Regal noch immer (oder immer wieder?) prall gefüllt. Ich habe keinen Mangel.

„Sondern du sollst ihm geben, und dein Herz soll sich`s nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn dafür wird dich der HERR, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst“ (5. Mose 15, 10).

P.S.: In den Asterix-Büchern ist Verleihnix der Sohn des Verliernix. Aber bei Gott verliert, wer nix verleiht.

von Tabea